Der immense Zellstoffkonsum im Westen zerstört in Indonesien Regenwälder, Sumatra-Tiger und heizt soziale Konflikte an. Österreich ist beteiligt.
Der in Singapur ansässige asiatische Konzern Asia Pulp & Paper (APP) ist der drittgrößte Papierproduzent der Welt. „APP ist eines der berüchtigsten Unternehmen unter den Papier- und Zellstoffproduzenten weltweit. Ihm werden Menschenrechtsverletzungen, Korruption und illegaler Regenwaldeinschlag im großen Stil angelastet“, berichtet Thomas Wenidoppler von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation ECA Watch Österreich. APP plant derzeit, im südlichen Sumatra eine der größten Zellstofffabriken der Welt zu bauen. Schon in den 1990er Jahren errichtete der Konzern auf dieser größten Insel Indonesiens ein Werk, das wegen seiner Praxis illegaler Urwaldschlägereien und der Konflikte mit der lokalen Bevölkerung wegen Landrechten internationale Proteste auslöste. Die Österreichische Kontrollbank hatte damals Ausfallshaftungen für das Unternehmen übernommen, Anlagenbauer Andritz war mit von der Partie, ebenso heimische Banken. APP erlitt bald darauf einen Finanzkollaps – bis heute wissen die österreichischen SteuerzahlerInnen nicht, wie viel Geld sie damals verloren haben.
Drei NGO-Vertreter aus Indonesien berichteten kürzlich in Österreich und mehreren anderen europäischen Staaten über die Gefahren, die der Umwelt, Mensch und Tier durch das neue APP-Werk drohen. „Die Abholzungspraktiken von APP zerstören unsere letzten Regenwälder, haben massive Auswirkungen auf die lokalen Gemeinschaften und gefährden Tierarten wie Tiger und Elefanten. APP und seine Subunternehmen schlägern Primärwald mit illegal erworbenen Konzessionen“, erzählte Aidil Fitri von einer Umweltschutzorganisation auf Sumatra.
Auf Initiative des US-amerikanischen Rainforest Action Network und anderer internationaler Umweltorganisationen beziehen bereits Konzerne wie Disney, Unilever, Nestlé, Xerox und Mondi keine Produkte mehr von APP. In Österreich beteiligen sich ECA-Watch, Global 2000 und Greenpeace an der internationalen Kampagne gegen den gefräßigen asiatischen Konzern, dessen Büro für den gesamten osteuropäischen Raum in Wien angesiedelt ist. „Das zeigt wieder einmal: Wir in Europa haben die Umweltverschmutzung nicht verringert oder gar ausgemerzt – wir haben sie nur ausgelagert. Jetzt findet sie am anderen Ende der Welt statt. Österreichs Banken und Unternehmen dürfen keine Kooperationen mit APP mehr eingehen“, fordert Lisa Kernegger von Global 2000.
Nach dem Kollaps von APP wurde eine Schuldentilgung unter strengen Umweltauflagen durchgeführt – an die sich der Konzern jedoch nicht gehalten hat. Er expandiert jetzt wieder und möchte vor allem sein Vertriebsgeschäft in Europa ausweiten.
Am 5. Februar gab APP in Jakarta bekannt, dass das Unternehmen ab sofort die Rodungen des Regenwaldes in Sumatra stoppt. Eine nette Ankündigung, doch in der Vergangenheit hat der Konzern schon mehrmals gesagt, dass er sich an seine eigenen Versprechen nicht gebunden fühlt.
Weitere Infos: www.eca-watch.at // environmentalpaper.org
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